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Drei Freunde gründen im Jahr 1968 in einem Düsseldorfer Schrebergärtchen die „Muße-Gesellschaft“ und entwickeln dort das erste discotaugliche Stroboskop. Das Geschäft floriert und erbringt schon im ersten Geschäftsjahr – im Geschäftsjahr 1968/69 eben – Millionengewinne. Doch der geschäftliche Erfolg verändert die Freunde, Machtstreben und Profitgier lösen ihre alternativen Lebensideale ab. Zwanzig Jahre später ist einer der Freunde ein erfolgreicher Geschäftsmann, der 68 für eine genialen PR-Gag hält, ein anderer glaubt noch immer an die alten Ideale.

"Meine Postkarte war zu Ende geschrieben, eine Ansichtskarte. Sie zeigte ein Foto des Thyssen-Hochhauses, das wie eine sauber von einem gigantischen Stahlblock abgeschnittene Scheibe in der Sonne glänzte. „Komm ganz schnell her“, hatte ich meinem alten Freund Roland geschrieben, „dein Büro erwartet dich im 15. Stock, das dritte Fenster von rechts.“ Vorn auf der Fotoseite, in Großbuchstaben getippt, paßte der Name „Die Mußegesellschaft m.b.H.“ exakt auf die glatte Dachkante. Die graue Zeile sah aus wie eine tagsüber abgeschaltete Leuchtschrift.

 Für das Hochhaus mussten die Thyssens hundert Jahre Eisen gießen, sagte Büdinger, bei uns wird das natürlich viel schneller gehen. Licht nimmt den kürzesten Weg durch jedes Medium, in das es fällt. Wußte schon Descartes."
aus:

Bernd Cailloux, Das Geschäftsjahr 1968/69,  Suhrkamp Verlag, Frankfurt/Main 2005, S.77