Ewers, Hanns Heinz
Hanns Heinz Ewers (gebürtig Hans Heinrich Ewers)
geb. am 3. November 1871 in Düsseldorf, gest. am 12. Juni 1943 in Berlin
lebte von 1871 – 1876 in der Immermannstraße 22 in Düsseldorf
Der Schriftsteller, Filmemacher, Kabarettist und Vielreisende Hanns Heinz Ewers begann schon mit 15 Jahren Gedichte zu schreiben, in denen er Friedrich dem III. und anderen Prominenten des Deutschen Kaiserreiches huldigte. Früh wuchs in ihm der Wunsch, Schriftsteller zu werden, doch nach dem Abitur wurde er zunächst zum Militär eingezogen. Als er nach nur 44 Tagen wegen starker Kurzsichtigkeit entlassen wurde, begann er auf Betreiben der Eltern ein Jurastudium, das ihn nach Berlin, Bonn und Genf führte.
Als Referendar kam er zurück nach Düsseldorf, wo er sich mehr mit Literatur, Philosophie, Okkultismus und Hypnose als mit Jurisprudenz beschäftigte, von der er sich schließlich ganz abwandte.
Um 1900 veröffentlichte er erste eigene Texte, die stark geprägt waren von seiner Beschäftigung mit der Philosophie Max Stirners in liberal ausgerichteten Zeitschriften. In Berlin wurde Ernst von Wolzogen auf Ewers aufmerksam und lud ihn ein, an dem geplanten Kabarett Überbrettl mitzuwirken. Mit seine satirischen Texten hatte er so großen Erfolg, dass er sie in Büchern veröffentlichte und 1901 zum künstlerischen Leiter des Überbrettl ernannt wurde. Künstlerische Zerwürfnisse führten zur Gründung einer eigenen Bühne, die sich aber finanziell nicht halten ließ.
Um 1905 begann Ewers, lange und weite Reisen zu unternehmen, die er durch Berichte in den Feuilletons verschiedener Zeitungen finanzierte; außerdem gewährte die Schifffahrtslinie Hapag ihm kostenlose Fahrten, wenn er die Linie positiv erwähnte.
Spanien, Kuba, Mexiko, die Karibik, Indien, Südostasien, China und Australien waren einige seiner Ziele; die Berichte über die Erlebnisse und Eindrücke veröffentlichte er in Büchern wie Mit meinen Augen, Von sieben Meeren oder Die schönsten Hände der Welt.
Ab 1913 wandte er sich auch dem Film zu; er schrieb u.a. das Drehbuch für den ersten deutschen Kunstfilm Der Student von Prag (mit Paul Wegener), bei dem er auch die Produktionsleitung übernahm.
Außerdem gab er unter dem Titel Die Galerie der Phantasten Erzählungen von Autoren wie E.T.A. Hoffmann, Edgar Allen Poe oder Alfred Kubin heraus.
Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges befand Ewers sich in Amerika und kehrte auch nicht nach Deutschland zurück, was ihm später sehr übel genommen wurde, obwohl er sich dort in den dienst der deutschen Propaganda stellte. Unter dem Verdacht, im Untergrund tätig und in ein Attentat verwickelt zu sein, wurde er verhaftet und erhielt Publikationsverbot. Beides wurde 1920 aufgehoben und Ewers kehrte zurück nach Deutschland.
Hier fiel es ihm schwer, wieder Fuß zu fassen: Die Stimmung in der Kulturszene hatte sich gegen ihn gewandt und durch die Krise der Weimarer Republik, die Besetzung des Rheinlandes und des Ruhrgebietes wuchsen seine Zweifel an der demokratischen Staatsform. 1931 erschien seiner Roman Reiter in deutscher Nacht, dessen Gedankengut ihn in die Nähe der nationalsozialistischen Bewegung brachte. Als Mitglied der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) hatte er Kontakte zu führenden NSDAP-Mitgliedern und begann 1932 mit den Recherchen zu seinem letzten Roman um den SA-Sturmführer Horst Wessel, der auf Betreiben Goebbels zu einem Märtyrer der nationalsozialistischen Bewegung stilisiert werden sollte. Das Projekt wurde für alle Seiten zu einem Misserfolg: Ewers fühlte sich in seiner künstlerischen Freiheit eingeschränkt, den Nationalsozialisten fehlten eindeutig antisemitische Stellungnahmen. Zudem warf man ihm die Unmoralität und Freizügigkeit seiner früheren Romane vor - schließlich wurden sämtliche Werke des Schriftstellers von den Nazis verboten und erst nach einer Reihe von Eingaben wurde sein Publikationsverbot schließlich aufgehoben. Erst kurz nach seinem Tod in Berlin im Jahre 1943 erschien der Erzählungsband Die schönsten Hände der Welt.
Die Asche des Autors wurde nach Düsseldorf überführt und am 15. Oktober 1943 auf dem Nordfriedhof beigesetzt. Sein Nachlass wird im Archiv des Heinrich-Heine-Institutes aufbewahrt.