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In diesem Skandalroman wird die Zukunft Düsseldorfs als eines zweiten Weimars am Rhein beschworen. Die junge und schöne Wally beginnt an Gott und der Religion zu zweifeln. Alle ihre Hoffnung stirbt, als sie zu dem Schluss kommt, dass es keinen Gott gibt. So desillusioniert, trifft sie einen folgenschweren Entschluss bezüglich ihres Lebens.

„Sie reisen ins Bad?“

„In acht Tagen.“

„Sie werden den Rhein sehen?“

„Von Mainz bis Köln.“

„Von Mainz bis Düsseldorf. Sie dürfen einen Besuch bei den Malern und bei Immermann nicht unterlassen. Läge Düsseldorf in Thüringen, es würde ein zweites Weimar werden.“

„Sind die Ufer in der Tat so reizend?“

„Gefällig sind sie und da schön, wo Sie etwas von Rührung einfließen lassen in Ihre Betrachtung.“

„Das versteh’ ich nicht.“

„Das Schöne, Wally, ist immer das Überraschende. Ich bin ursprünglich kalt gegen alles, was in Deutschland für schön ausgegeben wird. Am Lurleyfelsen, wo der Rhein sich wie ein See verengt, wo Flinten abgeschossen und Waldhörner geblasen werden, um die Echos, von denen die Handbücher sprechen, zu beweisen: da werden Sie durch diese Zurüstungen zur Wehmut übermannt werden. Ihr blondes, bescheidenes Deutschland, dem Sie nichts zutrauten, nicht einmal das Echo der Lurley, wird Sie rühren, und bei einer fließenden Träne werden Sie sich gestehen müssen, daß der Rhein in der Tat ein schöner Strom ist.“

aus:

Karl Gutzkow: Wally, die Zweiflerin, Reclam, Stuttgart 1979. S.19/20