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Der Düsseldorfer Kommissar Henri Lawall wird in seinem dritten Fall gleich mit einer ganzen Reihe von privaten und beruflichen Problemen konfrontiert. Zwei seiner insgesamt vier Töchter beschließen, bei ihm einzuziehen, wovon seine Freundin allerdings überhaupt nicht begeistert ist. Außerdem hat Henri eine neue Vorgesetzte, die ihm alles andere als freundlich gesinnt scheint. Neben alledem bringt der Mord im Artistenmilieu ganz eigene Schwierigkeiten mit sich.

"Sophia rutschte tief in den Sitz des Taxis, zog die zierliche Flasche aus der Manteltasche, trank sie halb leer und entspannte sich. Gerade machte sich die Dämmerung auf, die Stadt in Dämmerung zu hüllen. Nur vereinzelt flackerten Straßenlaternen auf. Sie kannte Einkaufsstraße aus vielen Städten: Berlin, München, Hamburg, nicht zuletzt die Einkaufsstraße in Frankfurt, auf der Zeil. Die Königsallee jedoch, das offenbarte sich ihr sofort, war unter allen deutschen Einkaufsstraßen etwas ganz Besonderes. Hier waren sogar die Bettler und Straßenmagazin-Verkäufer besser gekleidet als anderswo. Da sie sich selbst als Fashion-victim bezeichnete, war sie sich sicher, sich mit den Gepflogenheiten Düsseldorfs schnell anfreunden zu können. Die Straße, gesäumt von alten Kastanienbäumen, war ein einziges Glitzern all dessen, was gut und exclusiv ist. Der Kö-Graben, auf dessen grüner Wasseroberfläche Schwäne lasziv dahintrieben, trennte die teuren Designergeschäfte von der traditionellen Bankenreihe. Malerische Brücken verbanden die zwei reichen Seiten der Königsallee.

Apollo-Varieté, 22.10 Uhr

Als sie unter der Rheinkniebrücke ankam, wunderte sie sich über die ungewöhnliche Idee, ein Varieté unter einer Brücke zu bauen. Die Fackeln neben dem dunkelroten Teppich brannten, die ersten Gäste strömten gerade gut gelaunt in die sommerliche Nacht, Sophia hatte Probleme hineinzukommen. Einige Menschen blieben abwartend stehen, denn lokale Presse und Fernsehen standen in einer kleinen Traube abseits des Eingangs, den sie belauerten. "War irgendein Promi in der Show?", hörte Sophia jemanden neben sich fragen."
aus:
Stefanie Koch, Die Stunde der Artisten. Lavalles dritter Fall. ars vivendi verlag, Cadolzburg 2009, S. 37-38