zurück

In Düsseldorf erhalten vier Jungen und ein Mädchen wochenlang kleine Zettel mit ungewöhnlichen Aufträgen, die von einem mysteriösen Roten U unterzeichnet wurden. Die Freunde sind gezwungen diese Aufgaben zu erfüllen. Andernfalls droht der Briefeschreiber, die Streiche, die die Freunde den Bewohnern ihrer Stadt spielen, zu verraten. Die Aufträge werden dabei von Mal zu Mal gefährlicher, als dann auch noch ein Mitschüler der Fünf verschwindet, beginnen sie zu ermitteln...

"Der Herbsttag war sonnig und schön gewesen, aber je weiter es auf den Abend und auf die Dämmerung ging, desto mehr zogen sich in den immer stärker vom Rhein her wehenden Westwind die schwarzen Wolken zusammen, und als in der Altstadt die Laternen aufbrannten, sprühte schon ein feiner Regen über die Dächer und in die engen Straßen. Bald wurden die Tropfen dicker und dicker, und schließlich regnete es in Strömen- Wie leergefegt waren die Straßen, und die wenigen Leute, die noch da und dort gingen, hielten die Regenschirme gegen den steif wehenden Wind fest in den Fäusten, dicht über den Köpfen.

„Besser konnt`es ja gar nicht kommen!“, sagte Sili, „jetzt sieht uns keine Katze!“

Arm in Arm mit Mala und ihrem Bruder Boddas ging sie durch ein windiges glitschiges Gässchen dem Rhein zu. Einen Schirm hatte nicht einmal das Mädchen. Der war zu hinderlich bei dem, was sie vorhatten. Aber die Kapuzen ihrer Regenmäntel hatten sie über die Köpfe gezogen bis tief in die Gesichter hinein.

„Ob Knöres und Doll da sind?“ meinte Mala.

„Ach, die werden zu Haus schon eine Ausrede gehabt haben, genau wie wir auch.“

Wieder schwiegen sie. Und je näher sie dem Rhein kamen, desto schwerer mussten sie gegen den Wind ankämpfen. Endlich, die Uhr von Sankt Lambertus schlug halb sechs, standen sie an dem Strom, und der wälzte sich düster im sprühenden Regen unter dem abenddunklen Himmel hin."

aus:
Wilhelm Matthießen, Das Rote U, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1985, S. 22.