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Commissario Fabio Fameo und seine Kollegen hatten es diesmal mit einem besonderen Kaliber an Verbrechen zu tun: Fälschungen und Betrug im internationalen Kunsthandel, rätselhafte Unfälle und schweigsame Künstler hielten sie im Pustertal in Atem. Nun aber sind die Rätsel gelöst und Freundschaften geschlossen; die Protagonisten reisen nach Düsseldorf. Hagen Bös, der sein Büro in der Staatsanwaltschaft am Rande der Altstadt hat, führt sie durch die Stadt. Er zeigt ihnen den Rhein, besucht mit ihnen den Markt auf dem Carlsplatz und beschließt, seinen Freunden die Haaner Kirmes zu zeigen. Das lange Wochenende beginnt.


Elisabeth genoss die Sonne. Sie saß mit Fabio und Hagen Bös auf dem Düsseldorfer Boulevard, der Königsallee, in einem der Cafés. Die Kö-Flaneure liefen vor ihnen auf und ab. Die meisten von ihnen hatten es nicht eilig. Viele hatten kleine Tüten dabei, in denen sie ihre Einkäufe spazieren führten. Parfüms, Schuhe, Schmuck, eine neue Bluse, was man halt so kaufte, auf Düsseldorfs Einkaufsmeile Nummer eins. Manche gingen auch nur spazieren, betrachteten die Auslagen oder betrachteten andere, wie sie die Auslagen betrachteten. „Sehen und gesehen werden“, dachte Elisabeth. „So wie bei uns in Bozen am Samstagvormittag.“

Hagen hatte ihnen kurz vorher sein Büro in der Staatsanwaltschaft gezeigt. Das lag am Rand der Altstadt. Dann waren sie am Rhein entlanggebummelt. Fabio war von dem Strom fasziniert – und von den großen Brücken, über die der Verkehr in beide Richtungen ohne Unterlass floss. So wie der Strom ohne Unterlass dem Meer zustrebte. Hagen hatte ihnen zum Rhein auch eine Geschichte erzählt:

„Düsseldorfs berühmter Maler, Karl Beuter, hatte Zeit seines Lebens nur ein Motiv. Den Rhein. Er beschäftige sich mit dem ewig dahinfließenden Strom auf seine eigene Weise. Berühmt waren seine abstrakten Werke, in denen er versuchte, das Wesentliche des Stroms herauszuarbeiten. Aber es gab die Theorie, dass er in einer frühen Phase auch naturalistische Bilder gemalt haben sollte. Sein Sohn, der einzige Erbe, hatte aber verbreitet, dass sein Vater diese Werke alle vernichtet habe. Beuter, so sein Sohn, wollte nur das Wesentliche des Stroms überliefern – nicht bloß sein Abbild. Und unsere Nina Grah hatte wohl vor, dieses Frühwerk zu entdecken. Jetzt, da ihr in Südtirol den Urheber dieses Frühwerks enttarnt habt, wird sie damit vorerst keinen Erfolg haben. Ihre groß angekündigte Werkschau ist abgesagt. Die Galerie, sagt man, steht vor der Schließung.“

Ralph Neubauer, Der Schein betrügt, Spectrum Verlag Bozen 2012, S.287