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Schon während der Schulzeit interessieren sich die Freunde Achim und Wolf für die japanische Kultur und Küche. Die Suche nach einem japanischen Restaurant führt die beiden in die Düsseldorfer Innenstadt, wo es die besten japanischen Restaurants Europas geben soll – allein, das Geld reicht nicht aus für die hochpreisigen Menüs.

"Am frühen Abend des 19. Mai 1984 fuhren die Abiturienten Achim Wiese und Wolf Erben aus dem niederrheinischen Kaff Huiswyck rund hundert Kilometer nach Düsseldorf, um zum ersten Mal in ihrem Leben japanisch zu essen. Sie hatten sich auf dieses Essen gründlicher vorbereitet als auf irgendeine der zurückliegenden Prüfungen und wussten doch nur schemenhaft, was sie erwartete. Alle, denen sie in den voraufgegangenen Jahren von dem Plan erzählt hatten, waren der Ansicht gewesen, dass es der bei weitem absonderlichste Einfall sei, den ihre für absonderliche Einfälle berüchtigten Köpfe bis dahin vorgebracht hätten. Zu dieser Zeit waren japanische Spezialitäten hierzulande noch wenig verbreitet und die Straßen aus der Provinz in die Städte um ein vielfaches länger. Niemand, den sie kannten, hatte je japanisch gegessen oder auch nur die Karte eines japanischen Restaurants in Händen gehalten. (...) Schließlich hatte der Zufall oder das Schicksal in Gestalt ihres Kunstlehrers Heinrich van de Kerkhoff ihnen den Katalog einer Ausstellung japanischer Keramik zugespielt, die seit kurzem im Düsseldorfer Hetjens Museum gezeigt wurde. Am Ende des Katalogs waren sie auf die Anzeige eines ebenfalls in Düsseldorf ansässigen Restaurants namens Kabuki gestoßen: „Erleben Sie japanische Küche, zubereitet von Meistern aus Tokyo und Osaka, in original japanischen Räumlichkeiten. – Einmalig in Deutschland!“ (...) Zu Beginn der Bolker Straße schwenkten sie rechts in die kaum beleuchtete Grabbe-Straße, an deren Ende unter einem ziegelgedeckten Vordach eine voluminöse rote Laterne den Eingang des Restaurants Kabuki markierte. Das Haus war ein schäbiger Zweckbau aus der Nachkriegszeit, hatte aber im unteren Teil mit Hilfe dunkler Balken und weißer Blendplatten, auf die mächtige Schriftzeichen kalligraphiert waren, ein leidlich japanisches Gepräge erhalten."

aus:

Christoph Peters, Mitsukos Restaurant, Luchterhand Literaturverlag, München 2009, S.9-16