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Das einzig Beständige im Leben Susi Gerns sind ihre Katzen- und vielleicht ihre behinderte (hier "leicht beschädigte") Tochter. Ihr Mann hat sich schon lange anderen Frauen zugewandt, mit denen er sich auf Dienstreisen nach Rom vergnügt, während für Susi nur Fahrten in die neuen Bundesländer übrig bleiben. Der erfolgreiche Düsseldorfer Geschäftsmann steht auf Affären, Susi aber will Ewigkeit und zieht sich in die innere Emigration zurück. Irgendwann ist Edmund ruiniert und stirbt, und Susi wieder allein: Der "Lebenslauf der Liebe" fängt von vorne an.

"Die fortfliegenden Blätter sahen aus, als gingen sie auf eine Reise. Susi mochte Stürme, denen man anmerkte, dass sie vom Meer direkt nach Düsseldorf geschickt worden waren, und dort in das Viertel, in dem immer noch eher die Bäume als die Häuser in den Himmel wachsen. (Grellblau der Himmel, grellweiß die Wolken) An einem solchen brillanten Tag möchte sie nicht beerdigt werden. Dafür gibt’s Regentage. Sobald es in Düsseldorf regnet, wogt durch die Stadt ein Meer von Schirmen. Susi stellte sich dann vor, wie gewaltig der Mann gewesen sein mußte, der da beerdigt wird. In Essen hat es nicht so viele Schirme gegeben. In Essen gingen immer mehrere unter einem Schirm. In Düsseldorf hat jeder einen Schirm für sich."

aus:

Martin Walser, Der Lebenslauf der Liebe, Suhrkamp, Frankfurt/Main 2001, S.75